Ella, die keine Prinzessin mehr sein möchte

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In einem hohen Schloss mit Türmen, die bis in die Wolken reichten, lebte eine Prinzessin namens Ella. Ihre Tage waren gefüllt mit Prinzessinnenpflichten: elegant spazieren gehen, höflich nicken, am Klavier üben und sich für königliche Bälle vorbereiten. Ella trug wunderschöne Kleider, aber unter dem schweren Stoff sehnte sie sich nach etwas anderem. Sie wollte keine Prinzessin mehr sein; sie wollte frei sein.

Jede Nacht, wenn der Mond wie eine große Perle am Himmel hing, schlich sich Ella zu ihrem Fenster. Sie blickte auf die weiten Wälder und die hohen Berge jenseits der Schlossmauern. Dort, so stellte sie sich vor, gab es Abenteuer, unbekannte Pfade und die Freiheit, einfach sie selbst zu sein. Sie malte sich aus, wie es wäre, barfuß durch das Gras zu laufen, einen Baum zu erklimmen oder mit den Vögeln um die Wette zu fliegen.

Eines Morgens, als die ersten Sonnenstrahlen durch ihr Fenster fielen, traf Ella eine Entscheidung. Sie würde ihrem Herzen folgen. Sie packte einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten: ein warmes Tuch, etwas Brot und eine Flasche Wasser. Sie zog ihr bequemstes Kleid an, das nicht nach Prinzessin aussah, und band sich die Haare zu einem einfachen Zopf.

Leise schlich sie sich aus ihrem Zimmer, durch die langen Korridore, vorbei an den schlafenden Wachen und Dienern. Ihr Herz klopfte wie ein kleiner Trommelwirbel. Als sie das schwere Eisentor des Schlosses erreichte, fand sie es überraschenderweise unverschlossen. Es war, als ob das Schicksal ihr einen Weg ebnen wollte. Mit einem tiefen Atemzug stieß sie das Tor auf und trat hinaus in die Freiheit.

Die Luft draußen war frisch und roch nach feuchter Erde und blühenden Blumen – ganz anders als die staubige Luft des Schlosses. Ella rannte los, den Wald vor sich. Sie lachte, als sie die weiche Erde unter ihren Füßen spürte und die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach tanzten. Sie kletterte auf einen Baum und blickte von oben auf ihr altes Zuhause. Es sah so klein und weit weg aus.

Die Tage und Wochen vergingen. Ella wanderte durch Wälder, überquerte Bäche und bestieg sanfte Hügel. Sie lernte, Beeren zu sammeln, essbare Pflanzen zu erkennen und sich am Stand der Sonne zu orientieren. Sie traf auf freundliche Wanderer, die ihr Geschichten erzählten, und auf weise alte Frauen, die ihr zeigten, wie man aus Kräutern Tee macht. Sie fühlte sich lebendig und glücklicher als je zuvor.

Eines Abends, als sie an einem Lagerfeuer saß und in die tanzenden Flammen blickte, erkannte sie, dass Freiheit nicht bedeutete, alles hinter sich zu lassen. Es bedeutete, die Wahl zu haben. Sie hatte ihre Freiheit gefunden, indem sie den Mut hatte, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie war immer noch Ella, aber eine neue Ella – eine, die ihre Stärke und ihren Wert nicht durch eine Krone, sondern durch ihre eigenen Erfahrungen definierte.

Obwohl sie die Prinzessinnenrolle abgelegt hatte, wuchs in ihr der Wunsch, anderen zu helfen. Sie begann, ihr Wissen über Pflanzen und die Natur zu nutzen, um Kranken zu helfen und den Menschen in den kleinen Dörfern, die sie besuchte, beizustehen. Sie war immer noch eine „Prinzessin“ in den Herzen der Menschen, aber nicht wegen ihres Titels, sondern wegen ihrer Freundlichkeit und ihres Mutes.

Als der Mond wieder wie eine große Perle am Himmel hing, saß Ella nicht mehr an einem Schlossfenster. Sie saß unter einem Sternenhimmel, weit weg von Mauern und Erwartungen. Sie war nicht länger die Prinzessin, die nicht Prinzessin sein wollte, sondern einfach Ella – eine freie Seele, die ihren Platz in der Welt gefunden hatte. Und so schlief sie ein, glücklich und erfüllt, mit dem Wissen, dass sie ihren eigenen Weg gegangen war und immer frei sein würde.


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