In einer kleinen, geschäftigen Stadt, wo die Dächer so eng beieinander standen, dass man von einem zum anderen springen konnte (aber natürlich nicht sollte!), lebte ein Junge namens Max. Max war kein gewöhnlicher Junge. Während die meisten seiner Freunde davon träumten, Superhelden oder Schatzsucher zu werden, hatte Max nur einen einzigen, großen Wunsch: Er wollte Pilot werden! Aber nicht irgendein Pilot. Max wollte ein Wolkenfänger werden!
„Ein Wolkenfänger?“, fragte seine Oma immer und schüttelte lachend den Kopf. „Was macht denn ein Wolkenfänger, mein kleiner Spatz?“ „Ganz einfach, Oma!“, erklärte Max mit leuchtenden Augen. „Ein Wolkenfänger fängt die schönsten Wolken ein, formt sie zu lustigen Tieren oder Schlössern und verteilt sie dann am Himmel, damit alle Kinder etwas zum Staunen haben!“
Max verbrachte jede freie Minute damit, den Flugzeugen am Himmel zuzusehen. Er hatte unzählige Papierflieger gebastelt, die er aus seinem Fenster segeln ließ, und seine Lieblingslektüre waren Bücher über Luftfahrt – auch wenn er die großen Wörter oft nicht verstand und sich seine eigenen lustigen Erklärungen ausdachte.
Eines Tages, als Max im Park saß und verträumt den Wolken zusah, die wie riesige Schafe über ihn hinwegzogen, bemerkte er etwas Merkwürdiges. Eine kleine, einsame Wolke, die aussah wie ein verunglücktes Krokodil, schien vom Himmel zu trudeln. Sie wurde kleiner und kleiner und sank immer tiefer.
„Oh nein!“, rief Max. „Das Wolken-Krokodil braucht Hilfe!“ Er rannte so schnell er konnte nach Hause, schnappte sich seinen größten Kescher (den er eigentlich für Schmetterlinge benutzte), zog seinen selbstgebastelten Pilotenhelm auf (aus einem alten Kochtopf und zwei Putzschwämmen als Ohrenschützer) und rannte zurück in den Park.
Als er ankam, war die Wolke nur noch ein kleines, trauriges Wölkchen, das kurz davor war, den Boden zu berühren. Max nahm all seinen Mut zusammen und sprang! Er schwang den Kescher, und mit einem leisen „Puff!“ landete das Wolken-Krokodil sicher darin.
„Uff“, keuchte Max. „Gerade noch rechtzeitig!“ Die kleine Wolke sah ihn dankbar an. Sie schien zu schweben und zu zittern. „Du hast mich gerettet!“, flüsterte eine winzige, windige Stimme aus der Wolke. Max‘ Augen wurden riesengroß. Eine sprechende Wolke! Das war ja noch besser als sein Traum vom Wolkenfänger!
„Ich bin Wolki“, sagte die Wolke. „Und ich bin viel zu leicht! Eine Windböe hat mich einfach vom Himmel gepustet, und meine Wolkenfamilie konnte mich nicht festhalten.“ „Keine Sorge, Wolki!“, sagte Max bestimmt. „Ich bringe dich zurück nach Hause!“
Aber wie sollte Max eine Wolke zurück in den Himmel bringen? Sein Papierflieger war viel zu klein, und sein Kescher reichte nur bis zu den Ästen des höchsten Baumes. „Ich muss ein richtiges Flugzeug bauen!“, beschloss Max.
Er rannte wieder nach Hause und holte all seine Baumaterialien: alte Pappkartons, leere Müslischachteln, buntes Geschenkband und ganz viele Wäscheklammern. Mit viel Eifer und einer Menge Klebeband bastelte er ein „Wolken-Rettungsflugzeug“. Es sah nicht besonders aerodynamisch aus – eher wie ein fliegender Würfel mit Flügeln aus Pappe – aber Max war stolz darauf.
Wolki, das Wolken-Krokodil, saß gespannt in seinem Kescher und beobachtete Max bei der Arbeit. Als das Flugzeug fertig war, setzte Max Wolki vorsichtig in einen speziell dafür vorgesehenen Karton im Cockpit. Er kletterte selbst in den Führersitz (einen umgedrehten Eimer) und legte seine Hände auf das Steuerrad (einen Pizzateller).
„Bereit zum Abflug, Wolki?“, fragte Max. „Bereit, Max!“, piepste Wolki.
Mit einem beherzten Anlauf und einem lauten „Wusch-Brumm!“ schob Max das Flugzeug einen kleinen Hügel hinunter. Es holperte, wackelte und… hob tatsächlich ab!
Das Flugzeug stieg langsam, aber stetig in den Himmel. Max musste fest das Lenkrad festhalten, denn es schwankte wie ein Schaukelpferd im Wind. Er flog vorbei an zwitschernden Vögeln, die ihn verdutzt ansahen, und über die Dächer der kleinen Stadt, die jetzt wie Spielzeug aussahen.
Endlich erreichten sie die Wolken. Max steuerte vorsichtig auf eine große, flauschige Wolkenfamilie zu. „Da sind sie!“, rief Wolki glücklich. Die Wolken-Eltern und Geschwister erkannten Wolki sofort und schwebten freudig näher. Mit einem sanften Ruck ließ Max Wolki aus dem Karton gleiten, und die kleine Wolke schwebte zurück in die Umarmung ihrer Familie.
„Vielen Dank, Max!“, rief Wolki, und die ganze Wolkenfamilie formte sich kurz zu einem riesigen, grinsenden Smiley am Himmel. Max strahlte. Er hatte seine erste Wolke gerettet und wusste jetzt ganz genau: Er war dazu bestimmt, ein Wolkenfänger zu werden!
Von diesem Tag an baute Max immer größere und bessere Flugzeuge. Er rettete verirrte Schäfchen-Wolken, sammelte Regenbogentropfen ein, die vom Himmel fielen, und formte die lustigsten Wolken-Figuren für alle Kinder der Stadt. Manchmal, wenn du genau hinsiehst, kannst du sogar heute noch eine Wolke am Himmel entdecken, die wie ein kleiner Junge mit einem Kochtopf-Helm aussieht – das ist Max, der Wolkenfänger, auf seiner nächsten Mission!



















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