Emma war ein Mädchen, das es liebte, in Büchern zu versinken, besonders in solchen mit alten Karten und geheimnisvollen Schätzen. Doch in diesen Sommerferien sollte ihr eigenes Abenteuer beginnen: eine Woche auf dem Ponyhof „Grüne Weide“! Emma war zuerst ein bisschen schüchtern, denn sie hatte noch nie auf einem Pony gesessen.
Als sie ankam, führte sie Hofbesitzerin Frau Schmidt zu den Stallungen. Dort, ganz hinten in einer Ecke, stand ein Pony, das aussah, als wäre es direkt aus einem Märchen entsprungen. Es war schneeweiß, mit sanften, braunen Augen und einer Mähne, die im Sonnenlicht wie flüssiges Gold schimmerte. Aber das Allerbeste war ihr Schweif: Er leuchtete in allen Farben des Regenbogens!
„Das ist Beauty“, sagte Frau Schmidt lächelnd. „Sie ist unser besonderes Pony. Und ich glaube, ihr zwei werdet euch gut verstehen.“ Emma war sofort verliebt. Sie streichelte Beautys weiche Nüstern, und Beauty stupste sie sanft an.
Am ersten Tag beim Putzen bemerkte Emma etwas. Beautys Regenbogen-Schweif war wunderschön, aber er war ein bisschen… traurig. Die Farben schienen nicht so hell zu leuchten wie am ersten Tag. Und Beauty schnaubte leise, als wäre sie bekümmert.
„Was ist los, Beauty?“, flüsterte Emma. Beauty schien mit dem Kopf zu nicken und stieß einen leisen Seufzer aus. Plötzlich hörte Emma eine kleine, piepsige Stimme. „Ihr Glückshuf ist weg!“, sagte sie. Emma schaute sich um. Niemand war zu sehen. „Hier oben!“, piepste die Stimme. Emma schaute auf Beautys Rücken. Dort saß ein winziger, glitzernder Marienkäfer! „Ich bin Bella“, sagte der Marienkäfer. „Ich bin Beautys Glücks-Marienkäfer. Beauty verliert ihren Regenbogen-Schweif-Glanz, wenn ihr Glückshuf verschwunden ist!“
Emma war total überrascht. Ein sprechender Marienkäfer! Und ein Glückshuf! Das war ja spannender als jedes Schatzsucher-Buch! „Was ist ein Glückshuf?“, fragte Emma. Bella erklärte: „Es ist ein winziges, goldenes Hufeisen, das Beauty als Fohlen gefunden hat. Es ist ihr Glücksbringer! Immer wenn sie es trägt, leuchten ihre Farben am hellsten. Aber es ist vom Huf gefallen, als sie gestern über die Wiese galoppiert ist!“
Emma beschloss sofort: Sie würde Beautys Glückshuf finden! Bella flog ihr voraus und zeigte ihr den Weg. Sie suchten auf der großen Koppel, wo das Gras so hoch war wie Emmas Knie. Sie schauten unter jedem Gänseblümchen und hinter jedem Heuballen.
„Vielleicht ist er in der Nähe des alten Apfelbaums!“, piepste Bella und flog dorthin. Unter dem knorrigen Apfelbaum war ein kleines Feld voller Kleeblätter. Emma kniete sich hin und suchte. Sie fand ein Vierblättriges Kleeblatt, eine glänzende Münze und einen Knopf, der aussah wie ein kleiner Stern. Aber kein Glückshuf!
Emma war schon fast verzweifelt. Der Tag neigte sich dem Ende zu, und Beautys Schweif leuchtete immer weniger. Sie setzte sich auf einen Stein und seufzte. „Gib nicht auf!“, piepste Bella und landete auf ihrer Schulter. „Manchmal findet man die größten Schätze, wenn man am wenigsten damit rechnet.“
Emma dachte nach. Was würde ein Pony verlieren, wenn es über die Wiese galoppiert? „Vielleicht ist er im Wasser?“, überlegte Emma. Es gab einen kleinen Bach, der durch die Koppel floss.
Gemeinsam machten sie sich auf zum Bach. Das Wasser war klar und kühl. Emma watete vorsichtig hinein und suchte den Grund ab. Sie fand glatte Steine, alte Äste und sogar einen kleinen Frosch, der sie neugierig ansah. Aber kein Glückshuf!
Enttäuscht wollte Emma schon aufgeben, als sie plötzlich etwas Glänzendes am Ufer sah. Es war nicht im Wasser, sondern direkt am Rand, halb versteckt unter einem Moosbüschel. Emma bückte sich und hob es auf. Es war ein winziges, goldenes Hufeisen! Es funkelte im letzten Sonnenlicht.
„Der Glückshuf!“, rief Bella aufgeregt und tanzte in der Luft. Emma rannte zurück zum Stall. Beauty sah sie traurig an. Emma hielt ihr den Glückshuf hin. Beauty stupste ihn vorsichtig mit ihrer Nüstern an. Und in diesem Moment, als der kleine goldene Huf ihre Nase berührte, geschah etwas Wunderbares! Beautys Regenbogen-Schweif begann zu leuchten, heller und prächtiger als je zuvor! Die Farben strahlten in allen Schattierungen, als würde ein kleiner Regenbogen direkt aus ihrem Schweif kommen.
Beauty wieherte glücklich und stupste Emma und Bella sanft. Sie schien überglücklich zu sein. Emma befestigte den Glückshuf vorsichtig an Beautys Halfter, damit er nicht wieder verloren gehen konnte.
Von diesem Tag an war Beauty das glücklichste Pony auf dem Hof. Ihr Regenbogen-Schweif leuchtete immer hell, und sie war nicht mehr schüchtern. Emma wurde ihre beste Freundin und Reitpartnerin. Sie lernte nicht nur reiten, sondern auch, wie man aufmerksam ist, wie man kleine Hinweise entdeckt und dass wahres Glück manchmal in einem winzigen, goldenen Hufeisen liegt, das man für einen Freund findet. Und jedes Mal, wenn Emma heute einen Regenbogen sieht, muss sie an Beauty und ihren leuchtenden Schweif denken, und an das kleine Abenteuer, das sie auf dem Ponyhof „Grüne Weide“ erlebt hat.



















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