Es war einmal ein kleines Mädchen namens Tina, dessen Augen so strahlend waren wie frisch gefallener Morgentau. Sie hatte wuscheliges, rotes Haar, das in alle Richtungen stand, wenn sie aufgeregt war – und Tina war oft aufgeregt! Heute war ein ganz besonderer Tag, denn Tina sollte zum allerersten Mal in ihrem Leben den Zoo besuchen.
Schon am Frühstückstisch konnte sie kaum stillsitzen. „Mama, Papa, sehen wir wirklich Löwen und Elefanten? Und Giraffen mit langen Hälsen?“ Ihre Stimme war voller Ungeduld, während sie an ihrem Marmeladenbrot knabberte.
„Ganz genau, mein Schatz“, lachte Papa und strich ihr sanft über die roten Haare. „Und viele, viele andere Tiere aus aller Welt!“
Mit einem kleinen Rucksack voller Proviant und ihrem Lieblingskuscheltier, dem Affen Koko, machte sich die Familie auf den Weg. Schon als sie das große Eingangstor des Zoos sahen, begann Tinas Herz vor Vorfreude zu hüpfen. Es roch hier ganz anders als zu Hause – eine Mischung aus frischer Erde, Heu und einem Hauch von Wildnis.
Gleich hinter dem Eingang hörten sie ein lautes Tröten. „Elefanten!“, rief Tina begeistert und zog ihre Eltern an der Hand. Dort standen sie, riesengroß und grau, mit Ohren wie große Fächer und langen Rüsseln, mit denen sie geschickt Heu zu ihren Mäulern führten. Einer der Elefanten spritzte sogar Wasser in seine Richtung und Tina kicherte. „Der duscht ja!“, rief sie.
Danach ging es weiter zu den Giraffen. Tina musste ihren Kopf ganz weit in den Nacken legen, um die Spitze ihrer langen Hälse zu sehen. Sie fraßen genüsslich Blätter von den höchsten Bäumen. „Die sind ja riesig!“, flüsterte Tina beeindruckt. „Viel größer als unser Haus!“
Als nächstes kamen sie zum Löwengehege. Ein großer Löwe mit einer prächtigen Mähne lag faul in der Sonne und schien zu schlafen. Tina stellte sich vor, wie er brüllen würde und bekam eine leichte Gänsehaut. „Der König des Dschungels“, sagte Papa leise.
Tina liebte es, die Affen beim Schwingen und Klettern zu beobachten. Sie waren so flink und lustig! Koko, ihr Plüschtier, hing fest an ihrem Rucksack und schien den echten Affen zuzujauen.
Aber das Tollste kam noch. Als sie zu den Zebra-Gehegen kamen, sah Tina ein Zebra, das etwas ganz Besonderes machte. Es stand da und kaute genüsslich Gras, und dann – es schien zu lächeln! Seine Maulwinkel waren leicht nach oben gezogen und es sah so aus, als würde es sich über einen Witz freuen, den nur es selbst verstand.
Tina grinste zurück. „Mama, Papa, das Zebra lacht!“
Ihre Eltern schmunzelten. „Das sieht nur so aus, Tina. Zebras lächeln nicht wirklich“, erklärte Mama.
Doch Tina war sich sicher. Dieses Zebra hatte sie angelacht. Sie zog ihr kleines Skizzenbuch und ihre Buntstifte aus dem Rucksack und begann, das lachende Zebra zu malen. Sie malte die schwarzen und weißen Streifen ganz genau und gab dem Zebra das breiteste Lächeln, das sie zeichnen konnte.
Während sie malte, kam das Zebra näher an den Zaun heran. Es schien neugierig zu sein. Tina hielt ihr Bild hoch. Das Zebra rümpfte die Nase und stieß ein kleines Geräusch aus, das fast wie ein Schnauben klang – oder war es ein kleines Kichern?
Tina war glücklich. Sie hatte ein lachendes Zebra gefunden!
Den Rest des Tages sahen sie noch Eisbären, die im kühlen Wasser schwammen, bunte Papageien, die laute Lieder sangen, und lustige Pinguine, die watschelten, als hätten sie zu kleine Schuhe an. Aber das lachende Zebra blieb Tinas heimlicher Favorit.
Als der Tag zu Ende ging und die Sonne langsam unterging, war Tina müde, aber glücklich. Auf dem Heimweg kuschelte sie sich an Mama und Papa und hielt ihr Bild vom lachenden Zebra fest in der Hand.
„Das war der beste Tag überhaupt!“, murmelte sie, schon halb eingeschlafen. „Und das Zebra hat wirklich gelacht!“
Mama und Papa lächelten sich an. Vielleicht hatte es ja wirklich gelacht, zumindest für Tina. Denn an diesem Tag hatte Tina nicht nur viele Tiere kennengelernt, sondern auch gelernt, dass die Welt voller kleiner Wunder steckt, wenn man nur genau hinschaut – und dass manchmal sogar ein Zebra lachen kann, wenn man fest daran glaubt. Und von diesem Tag an hatte Tinas rotes Haar immer einen besonders fröhlichen Schwung, wenn sie von ihrem großen Zoo-Tag und dem lachenden Zebra erzählte.



















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