Im tiefen, grünen Wald, wo die Bäume so hoch waren, dass sie den Himmel zu berühren schienen, lebte ein kleiner Drache namens Funke. Funke war kein gewöhnlicher Drache. Während andere Drachen davon träumten, glänzende Schätze zu bewachen oder hoch in den Wolken zu schweben, hatte Funke einen ganz anderen Traum: Er wollte Feuerwehrmann werden!
Jede Nacht, wenn die Sterne wie winzige Diamanten am dunklen Tuch des Himmels funkelten, kuschelte sich Funke in seine gemütliche Höhle. Er stellte sich vor, wie er mit einem kleinen, roten Feuerwehrhelm auf dem Kopf und einem winzigen Schlauch in der Kralle mutig kleine Waldbrände löschte. Aber Funke hatte ein Problem: Drachen speien Feuer! Und wie sollte ein Feuerwehrmann Feuer löschen, wenn er selbst Feuer spuckte? Das war eine knifflige Frage.
Eines Tages, als Funke traurig an einem Bach saß und kleine Kieselsteine ins Wasser warf, kam die weise Eule Ella vorbeigeflogen. Ella hatte schon viele Herbste und Winter erlebt und wusste auf fast jede Frage eine Antwort. „Warum so bedrückt, kleiner Funke?“, fragte Ella mit ihrer sanften Stimme. Funke erzählte ihr von seinem großen Traum und seinem feurigen Problem.
Ella lächelte warm. „Funke“, sagte sie, „dein Feuer ist nicht dein Feind, es ist ein Teil von dir. Du musst nur lernen, es zu kontrollieren.“ Sie erklärte Funke, dass er üben könnte, sein Feuer ganz sanft und klein zu halten, wie eine winzige Kerzenflamme. Und noch besser: Er könnte lernen, Wasser zu spucken statt Feuer!
Funke war begeistert! Er begann sofort mit dem Training. Zuerst war es schwierig. Manchmal kam nur ein kleiner Rauchhauch, manchmal ein riesiger Feuerstoß. Aber Funke gab nicht auf. Er übte jeden Tag am Bach. Er nahm einen großen Schluck Wasser und versuchte dann, es vorsichtig wieder auszuspucken.
Nach vielen Wochen des Übens passierte es! Anstatt einer Flamme kam ein kleiner, sanfter Wasserstrahl aus Funkes Maul! „Ich hab’s geschafft!“, rief Funke vor Freude und spritzte einen kleinen Wasserbogen in die Luft. Ella, die das Ganze beobachtet hatte, klatschte mit ihren Flügeln.
Von diesem Tag an war Funke der offizielle „Wasserdrache“ des Waldes. Wenn irgendwo ein kleines Feuer ausbrach – vielleicht weil ein Blitz in einen Baum einschlug oder ein Eichhörnchen versehentlich ein Lagerfeuer zu groß werden ließ – war Funke sofort zur Stelle. Mit seinem präzisen Wasserstrahl löschte er jedes Feuer, bevor es großen Schaden anrichten konnte.
Die Tiere des Waldes waren so dankbar. Sie hatten Funke zuerst nicht verstanden, aber jetzt sahen sie, dass sein Traum, Feuerwehrmann zu werden, nicht nur möglich war, sondern den ganzen Wald sicherer machte. Funke trug immer noch keinen roten Helm, und er hatte auch keinen Schlauch. Aber er war der mutigste und hilfsbereiteste Feuerwehrmann, den man sich vorstellen konnte.
Wenn die Sonne am Abend langsam hinter den Baumwipfeln verschwand und der Wald in sanfte Schatten gehüllt wurde, legte sich Funke wieder in seine Höhle. Er war müde, aber glücklich. Er hatte seinen Traum verwirklicht und bewiesen, dass man mit Entschlossenheit und ein bisschen Hilfe alles erreichen konnte, auch wenn man ein feuerspeiender Drache war, der Feuer löschen wollte.
Und so schlief Funke, der kleine Drache, der gerne Feuerwehrmann werden wollte, friedlich ein und träumte von neuen Abenteuern, bei denen er dem Wald helfen konnte. Er wusste, dass morgen ein neuer Tag war, voller Möglichkeiten, ein Held zu sein. Gute Nacht, kleiner Funke.



















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