Es war einmal, in einem kleinen, sonnigen Tal, umgeben von blühenden Wiesen und duftenden Blumen, da lebte ein junges, freches Fohlen namens Felix. Felix war kein gewöhnliches Fohlen. Oh nein! Er hatte eine Mähne so wild wie ein ungestürmter Bach und einen Schweif, der bei jedem seiner Sprünge wie ein lustiger Wedel durch die Luft fegte. Seine Lieblingsbeschäftigung war es, über die Wiesen zu galoppieren, bis seine Beine müde wurden und seine kleinen Hufe Staubwolken aufwirbelten, die aussahen wie kleine, tanzende Gespenster.
Eines Morgens, als die Sonne gerade erst ihre goldenen Strahlen über die Hügel schickte, erwachte Felix mit einer besonders großen Portion Übermut. „Heute“, dachte er sich, „muss etwas Außergewöhnliches passieren!“ Er rannte los, so schnell er konnte, vorbei an gackernden Hühnern und schläfrigen Kühen, die ihm verdutzt hinterherblickten.
Er galoppierte und galoppierte, bis er an den Rand eines alten, dichten Waldes kam, den die anderen Pferde mieden. „Zu dunkel!“, sagten sie. „Zu unheimlich!“, murmelten sie. Aber Felix, der kleine Wirbelwind, war neugierig. Vorsichtig trat er zwischen die hohen Bäume, deren Äste wie alte Arme in den Himmel ragten.
Tief im Wald, unter einem besonders knorrigen Baum, der aussah, als hätte er tausend Geschichten zu erzählen, stolperte Felix über etwas Glänzendes. „Was ist das denn?“, fragte er sich und stupsde es vorsichtig mit seiner Nase an. Es war ein Hufeisen! Aber kein gewöhnliches. Es glänzte nicht nur golden, sondern schien auch eine seltsame Inschrift zu tragen.
Als Felix es näher betrachtete, hörte er plötzlich eine kleine, tiefe Stimme. „Na, sieh mal einer an! Ein junger Draufgänger hat mich gefunden!“ Felix zuckte zusammen und schaute sich panisch um. War da jemand? Aber da war niemand, nur der knorrige Baum und das goldene Hufeisen.
„Ich bin hier unten, du kleiner Wirbelwind!“, sagte die Stimme wieder, und Felix merkte, dass sie aus dem Hufeisen kam. Seine Augen wurden riesengroß. Ein sprechendes Hufeisen! Das war ja noch aufregender als seine wildesten Galopp-Abenteuer!
„Du sprichst ja!“, staunte Felix.
„Und wie ich spreche!“, brummte das Hufeisen. „Ich bin Hubert, das weiseste und erfahrenste Hufeisen weit und breit. Und ich habe schon so viele Abenteuer erlebt, dass dir die Ohren schlackern würden!“
Felix war begeistert. Er hatte noch nie ein sprechendes Hufeisen getroffen! „Erzähl mir alles, Hubert!“, bettelte Felix.
Hubert begann zu erzählen. Er erzählte von mutigen Rittern, die er getragen hatte, von weiten Reisen über Berge und Meere, von lustigen Wettrennen und von verlorenen Schätzen. Jede Geschichte war spannender als die letzte, und Felix hörte mit großen Ohren zu.
„Aber das Beste kommt noch“, sagte Hubert eines Tages geheimnisvoll. „Ich habe eine magische Kraft. Wer mich findet, dem erfülle ich einen Herzenswunsch. Aber nur einen!“
Felix‘ Herz pochte. Einen Wunsch? Was sollte er sich nur wünschen? Er dachte an all die Dinge, die er gerne hätte: einen endlosen Vorrat an den saftigsten Äpfeln, die Fähigkeit zu fliegen wie ein Vogel oder vielleicht sogar einen Hut, der ihn unsichtbar machte, um die Hühner noch besser erschrecken zu können.
Doch dann dachte er an seine Freunde auf der Wiese. Sie waren manchmal ein bisschen langweilig, immer nur Grasen und Dösen. „Ich weiß, was ich mir wünsche!“, rief Felix aufgeregt. „Ich wünsche mir, dass alle meine Freunde auf der Wiese auch so spannende Abenteuer erleben wie ich mit dir, Hubert!“
Hubert lachte. „Ein sehr edler Wunsch, kleiner Wirbelwind! Und er soll in Erfüllung gehen!“
In diesem Moment leuchtete das Hufeisen hell auf, und ein warmer Schauer durchfuhr Felix. Er rannte so schnell er konnte zurück zur Wiese. Und was er dort sah, ließ ihn vor Freude wiehern!
Da war Daisy, die sonst so schüchterne Stute, die gerade eine lustige Tanzeinlage mit einem Fuchs hinlegte. Gustav, der alte, gemütliche Wallach, erzählte einer Gruppe von Eichhörnchen von seinen Heldentaten als junges Fohlen, und sogar die Hühner versuchten sich im Voltigieren auf dem Rücken von Schaf Wolle. Überall auf der Wiese passierte etwas Aufregendes!
Felix lachte laut. „Du hast es geschafft, Hubert!“, rief er.
Das Hufeisen, das Felix immer noch bei sich trug, strahlte noch einmal kurz und warm. „Denk daran, Felix“, sagte Hubert’s Stimme, die nun etwas leiser klang, „Abenteuer warten überall, man muss nur die Augen offen halten und ein bisschen Mut haben. Und manchmal braucht man einfach nur ein gutes Hufeisen, das einen daran erinnert!“
Von diesem Tag an war die Wiese nie wieder langweilig. Felix und seine Freunde erlebten jeden Tag neue, aufregende Dinge. Sie gründeten eine Theatergruppe, organisierten die ersten Hufeisen-Olympischen Spiele und entdeckten sogar einen geheimen Pfad zu einem riesigen Erdbeerfeld. Felix wusste, dass das sprechende Hufeisen Hubert ihm nicht nur einen Wunsch erfüllt hatte, sondern auch gezeigt hatte, dass das größte Abenteuer das ist, wenn man seine Fantasie nutzt und mit Freunden teilt. Und so lebten sie glücklich und abenteuerreich bis an ihr Lebensende.



















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