Raupe Fridas wundersame Verwandlung

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In einem üppigen, grünen Garten, der vor Leben summte, lebte auf dem saftigsten, sonnenverwöhntesten Blatt einer prächtigen Sonnenblume eine kleine Raupe namens Frida. Frida war eine nachdenkliche Raupe. Wie ihre Artgenossen verbrachte sie ihre Tage damit, sich durch Blätter zu fressen, die wärmende Sonne zu genießen und langsam, ganz langsam, von einem Ende des Blattes zum anderen zu kriechen. Ihr Leben war einfach und schien zufriedenstellend. Sie hatte Freunde, wie Karl, die Ameise, der immer geschäftig mit wichtigen Aufträgen vorbeihuschte und kaum Zeit für ein Gespräch hatte, und eine Gruppe von weisen, alten Blattläusen, die die süßesten Geschichten über den Morgentau und die Geheimnisse der Pflanzenwurzeln erzählten.

Doch trotz dieses friedlichen Lebens spürte Frida eine tiefe, unerklärliche Sehnsucht in ihrem kleinen Herzen. Wenn sie den Schwalben zusah, die in waghalsigen Manövern durch den blauen Himmel jagten, oder den Bienen, die summend von Blüte zu Blüte tanzten, fühlte sie einen Stich des Neides. „Oh, wie unbeschreiblich wunderbar es sein muss, zu fliegen“, seufzte sie oft zu sich selbst, wenn niemand zuhörte. „Die Welt von oben zu sehen, den Wind unter sich zu spüren und einfach davonzuschweben, frei von den Grenzen dieses einen Blattes.“

Ihre Raupenfreunde verstanden sie nicht. „Fliegen?“, kauten sie belustigt. „Raupen fliegen nicht, Frida. Raupen kriechen und fressen. Das ist unsere Bestimmung. Sei zufrieden mit dem, was du bist.“ Aber Frida konnte den Gedanken nicht loslassen. Eines Nachmittags traf sie einen alten, weisen Marienkäfer namens Punkt, der auf einem benachbarten Blatt saß und bedächtig seine sieben Punkte in der Sonne polierte. Sie fasste sich ein Herz und erzählte ihm von ihrem sehnlichsten Wunsch. Der Marienkäfer hörte geduldig zu und lächelte dann weise. „Geduld, kleine Frida“, sagte er mit einer sanften, knisternden Stimme. „Manche Wünsche sind so groß, dass sie Zeit brauchen, um sich auf die wundersamste Weise zu erfüllen. Alles, was du sein wirst, trägst du bereits in dir. Iss weiter, wachse stark, und wenn die Zeit reif ist, wird eine große Veränderung kommen, die du dir jetzt noch nicht vorstellen kannst.“

Frida nahm sich die geheimnisvollen Worte des Marienkäfers zu Herzen. Sie fraß mit neuem Eifer, als wäre jedes Blatt ein Schritt näher an ihrem Traum. Sie aß so viel, dass sie mehrmals aus ihrer alten, zu eng gewordenen Haut platzte und jedes Mal ein bisschen größer und kräftiger wieder zum Vorschein kam. Der Garten, der ihr einst riesig erschien, wirkte nun vertrauter, doch ihr Traum vom Fliegen wuchs mit jedem Tag.

Eines Tages überkam sie ein seltsames, unwiderstehliches Gefühl. Es war kein Hunger, sondern ein tiefer, instinktiver Drang, sich einen sicheren und ruhigen Ort zu suchen. Eine große Müdigkeit erfasste sie. Sie verabschiedete sich von ihren Freunden, die sie mit großen, fragenden Augen ansahen, und kroch einen stabilen Ast der Sonnenblume hinauf. Dort, verborgen und geschützt unter einem breiten Blatt, begann sie instinktiv, einen feinen, seidenen Faden aus ihrem Körper zu spinnen. Stunde um Stunde, Tag um Tag, webte sie den Faden um sich herum, bis sie vollständig in einem festen, sicheren Kokon eingeschlossen war.

Im Inneren ihres Kokons wurde es dunkel und still. Die laute, bunte Welt draußen schien zu verschwinden. Zuerst hatte Frida Angst in dieser Einsamkeit, doch dann spürte sie eine tiefe, schützende Ruhe. Es war eine Zeit des Wartens und der vollständigen, geheimnisvollen Verwandlung. In ihren Träumen sah sie leuchtende Farben, die sie nie zuvor gesehen hatte, spürte die Form von Flügeln an ihrem Rücken und tanzte mit dem Wind in ihren Gedanken. Ihr ganzer Körper veränderte sich auf eine Weise, die sie nicht verstand, aber der sie mit einem tiefen Urvertrauen folgte.

Nach einer Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, spürte Frida, dass es Zeit war, in die Welt zurückzukehren. Sie streckte sich und drückte mit aller Kraft gegen die Wände ihres engen Hauses. Langsam, ganz langsam, riss der Kokon auf. Mühsam, Zentimeter für Zentimeter, zwängte sich Frida ins Freie, geblendet vom hellen Sonnenlicht.

Sie fühlte sich schwach, zerbrechlich und völlig anders. Sie blickte an sich herab und konnte es kaum fassen. Wo einst ihre vielen kleinen Beine waren, hatte sie nun sechs anmutige, lange Beine. Und das Wunderbarste von allem: Auf ihrem Rücken befanden sich zwei Paar große, aber noch feuchte und zerknitterte Flügel. Frida war keine Raupe mehr.

Geduldig saß sie auf dem Ast und pumpte Flüssigkeit in die Adern ihrer neuen Flügel, während die Sonne und die sanfte Brise sie trockneten und entfalteten. Langsam breiteten sie sich zu ihrer vollen Pracht aus. Sie waren ein Meisterwerk der Natur, bemalt mit leuchtendem Orange und tiefem Schwarz, verziert mit kleinen, weißen Punkten, die wie Sterne auf einem Abendhimmel aussahen.

Zögernd bewegte sie ihre Flügel, erst langsam und unsicher, dann schneller und kräftiger. Und dann, mit einem mutigen Stoß, hob sie vom Ast ab. Für einen Moment geriet sie ins Trudeln, doch dann fand sie ihr Gleichgewicht. Sie flog! Es war ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und purer Freude. Sie schwebte über die Sonnenblume, auf der sie so lange gelebt hatte, und sah die Welt aus einer Perspektive, von der sie immer geträumt hatte. Der ganze Garten lag unter ihr wie eine bunte Landkarte.

Als wunderschöner Schmetterling entdeckte Frida eine völlig neue Welt. Sie tanzte mit anderen Schmetterlingen im warmen Aufwind, trank den süßen Nektar aus den tiefsten Blütenkelchen und ließ sich vom Wind zu den entlegensten Ecken des Gartens und sogar darüber hinaus tragen.

Eines Tages flog sie zurück zu ihrer alten Sonnenblume. Unten auf den Blättern sah sie ihre alten Raupenfreunde, die immer noch langsam krochen und fraßen. Sie erkannten sie zuerst nicht. „Habt keine Angst vor der Veränderung“, rief sie ihnen mit einer Stimme zu, die so leicht wie der Wind war. „Sie führt zu etwas Wunderbarem. Seid geduldig mit euch selbst.“

Frida verstand nun die Worte des weisen Marienkäfers. Ihr Leben als Raupe, das langsame Kriechen und das ständige Fressen, war kein geringeres, sondern ein notwendiger und wichtiger Teil ihrer Reise gewesen. Sie hatte stark werden müssen, um die Kraft für ihre große Verwandlung zu haben. Mit einem letzten, eleganten Flügelschlag stieg sie hoch in den blauen Himmel und flog der untergehenden Sonne entgegen, ein leuchtendes Symbol für Hoffnung und die unendliche Schönheit der Veränderung.


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