Eines Tages, in einem kleinen Fischerdorf am stürmischen Meer, lebte ein mutiger Junge namens Finn. Finn war erst acht Jahre alt, aber er war schneller als jeder Fisch im Wasser und kletterte besser als jedes Eichhörnchen auf die höchsten Bäume. Er liebte es, den alten Geschichten der Seemänner zuzuhören, besonders denen über den gefürchteten Piraten Kapitän Krake. Kapitän Krake war berüchtigt für seine drei goldenen Zähne, seinen Papagei namens „Schatzsucher“ und seine Fähigkeit, sich in den schlimmsten Stürmen zurechtzufinden.
Eines Morgens, als die Sonne gerade über dem Horizont aufging, schlug der Dorfälteste Alarm: „Kapitän Krake! Er ist hier! Er will unseren magischen Meereskristall stehlen!“ Dieser Kristall war das Herzstück des Dorfes und schützte es vor den gefährlichen Stürmen des Meeres. Finn wusste, er musste etwas tun. Während die anderen Dorfbewohner in Panik gerieten, schlüpfte Finn unbemerkt zu seinem kleinen Fischerboot, das er „Seestern“ nannte.
Er ruderte so schnell er konnte durch die tosenden Wellen. Schon bald sah er Kapitäns Krakes riesiges Piratenschiff, die „Seeschlange“, am Horizont. Es war ein imposanter Anblick mit seinen schwarzen Segeln und der Totenkopfflagge, die im Wind flatterte. Finn, obwohl er nur ein kleiner Junge war, spürte, wie der Mut in ihm aufstieg.
Vorsichtig schlich sich Finn an die „Seeschlange“ heran und kletterte geschickt an einem herabhängenden Seil empor. Er war so flink, dass ihn keiner der grimmig aussehenden Piraten bemerkte. Oben auf dem Deck sah er Kapitän Krake höchstpersönlich. Er war riesig, mit einem wirren Bart und einem glänzenden, goldenen Haken statt einer Hand. Sein Papagei „Schatzsucher“ saß auf seiner Schulter und krächzte: „Gold! Gold!“
Kapitän Krake hielt den Meereskristall in seiner behakten Hand und lachte laut. „Endlich ist er mein! Mit diesem Kristall werde ich der mächtigste Pirat aller Meere!“ Finn wusste, er musste handeln. Er sah sich um und entdeckte einen großen Haufen Kokosnüsse. Eine Idee blitzte in seinem Kopf auf.
Mit der Geschwindigkeit eines Pfeils schnappte sich Finn eine Kokosnuss und warf sie mit voller Wucht auf „Schatzsucher“. Der Papagei kreischte überrascht und flog mit einem lauten „Gold! Au weia!“ davon. Kapitän Krake drehte sich wütend um. „Wer war das?“ brüllte er.
Bevor der Pirat ihn entdecken konnte, schnappte sich Finn eine weitere Kokosnuss. Er zielte genau und warf sie auf den Kopf von Kapitän Krake. „Bong!“, machte es. Der Kapitän taumelte und ließ den Meereskristall fallen. Der Kristall rollte über das Deck, direkt auf die Reling zu.
Finn handelte blitzschnell. Er hechtete dem Kristall hinterher, bevor er ins Meer fallen konnte. Er packte ihn und drehte sich um. Kapitän Krake, noch immer benommen von dem Schlag, taumelte auf ihn zu. Finn wusste, er hatte keine Zeit zu verlieren. Er musste fliehen!
Er rannte zum Mast, schwang sich an einem Seil hoch und rutschte mit dem Meereskristall sicher in sein kleines Fischerboot, die „Seestern“. Die Piraten waren völlig verwirrt und schossen mit Kanonen hinter ihm her, aber Finn war zu schnell. Er ruderte mit all seiner Kraft zurück zum Dorf.
Als Finn mit dem leuchtenden Meereskristall in der Hand im Dorf ankam, brachen die Dorfbewohner in lauten Jubel aus. Sie umarmten ihn, trugen ihn auf den Schultern und feierten ihn als ihren Helden. Der Dorfälteste nahm den Kristall entgegen und dankte Finn von ganzem Herzen.
Von diesem Tag an wurde Finn nicht mehr nur als der schnellste Schwimmer oder der beste Kletterer angesehen. Er war der Junge, der den gefürchteten Kapitän Krake besiegt und das Dorf gerettet hatte. Und jede Nacht, wenn die Sterne am Himmel funkelten, wusste Finn, dass er ein echter Abenteurer war – ein kleiner Junge mit einem großen Mut, der bereit war, sein Dorf zu beschützen, egal welcher Pirat auch kommen mochte.



















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